ECE 22.06 : neue Sicherheitsnorm für Motorradhelme

Die Sicherheitsanforderungen an Motorradhelme werden durch die neue Norm ECE-R-22.06 deutlich verschärft. Was das genau bedeutet, erfährst du in diesem Beitrag.
Von Tom Schwiha
Veröffentlicht am 18 Oktober 2021, 07:30 Uhr

 

Die erste Prüfnorm der Vereinten Nationen für Motorradhelme, die ECE-R-22, wurde 1972 etabliert. Mittlerweile gibt es die sechste Version. Was ändert sich durch die ECE-R-22.06?

Neue Anforderungen an Motorradhelme

Die Sicherheitsanforderungen an Motorradhelme werden durch die neue Norm ECE-R-22.06 deutlich verschärft. Das ist eine gute Nachricht für alle Motorradfahrer, denn der Helm ist die wichtigste Schutzkleidung.

Abfederung bei Aufprall 

Die wichtigste Eigenschaft eines Helms besteht darin, Energie zu absorbieren. Der Helm muss einen Stoß abfedern, ohne dass sich die Kraft dieses Schlages auf den Schädel übertragen wird. Die Energie soll sich stattdessen auf der Schale des Helmes verteilen.

ECE 22-05 Helme können auch nach der Umstellung noch getragen werden

Mit der neuen Norm steigen diese Anforderungen. Der Helm schlägt mit einer höheren Geschwindigkeit von 7,50 m/s auf der Unterlage auf. Simuliert werden die Straße und eine Bordsteinkante.

Bei der Norm 22.05 wurden fünf fest vorgegebene Punkte auf dem Helm getestet. Das ermöglichte es Herstellern, den Helm gezielt an diesen Stellen zu verstärken. Jetzt gibt es 17 Testpunkte. Fünf sind weiterhin fest vorgegeben, drei weitere werden zufällig ausgewählt. Ein Hersteller wird den Helm nicht an 17 verschiedenen Punkten verstärken. Zukünftig wird die ganze Helmschale die gleiche Stabilität aufweisen.

Zusätzlich wird in der neuen Norm die Absorptionsfähigkeit bei einer niedrigeren Geschwindigkeit (kleiner 7,50 m/s) geprüft. Hintergrund ist, dass Helme für Rennfahrer konzipiert wurden. Diese absorbieren gut bei hohen Geschwindigkeiten, aber nicht bei niedrigerem Tempo. Solche Unfälle passieren jedoch häufig bei Hobbyfahrern.

Erhöhte Stabilität für Motorradhelme

Die Stabilitätskriterien sind verschärft. Ein Helm, der einen Riss hat, muss einem weiteren Schlag widerstehen. Modularhelme werden künftig in beiden Zuständen geprüft. Geschlossen als Integralhelm und geöffnet als Jethelm.

Die Norm 22.06 testet auch Aufschlag des Helms in einem bestimmten Winkel. Dadurch wird der Helm gedreht, die Rotation kann schwere Hirnverletzungen verursachen.

Anspruchsvollere Prüfung der Visiere

Die Ansprüche an die Visiere sind gestiegen. Bei der 22.06 Norm wird mit einer Stahlkugel mit 60 m/s auf das Visier geschossen. Das Visier darf nicht zerbersten oder sich verformen, die Mechanik muss intakt bleiben. Hat der Helm ein Sonnenvisier, muss es den Aufprall zugeklappt überstehen. Früher waren sie hochgeklappt. Die Visiere müssen einen gewisse Anti Fog Eigenschaften aufweisen. Die Lichtdurchlässigkeit ist übrigens mit der neuen Norm gesenkt worden. Nur noch 35 % sind erforderlich, die Visiere dürfen etwas dunkler sein.

Neue Form für Motorradhelme?

Möglicherweise werden die Helme, die nach der neuen Norm entwickelt sind, runter und glatter. Sie werden deutlich sicherer werden. Kein Helm, der nach der Standard-Norm 22.05 entwickelt wurde, wird den Standard 22.06 bestehen. Bis zur Übergangsfrist Mitte 2023 darfst du deinen alten Helm selbstverständlich weiter tragen.

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